Requiem für eine Weltfahne
Aktion und Installation
Ausstellungsprojekt der Meisterschüler der Münsteraner Kunstakademie
'In westfälischen Schlössern', Lemgo 1997
Mit seinen wuchtigen, aufeinandergesetzten Stufen erinnerte mich der Schloßturm aus bestimmten Perspektiven an die buddhistische sakrale Klosterarchitektur in Tibet. Wie würde wohl eine überdimensionale tibet-orange Fahne dieses Renaissance-Bauwerk verfremden, noch dazu beschriftet mit Schriftzeichen, die für die meisten Mitteleuropäer nicht zu entziffern sind?
Auf ein 18 Meter langes Fahnentuch schrieb ich Buchstaben aus elf Schriftsprachen der vier größten Schriftkreise der Welt. Eine Weltfahne: Ägyptische Hieroglyphen neben aramäischem Alphabet, Schriftzeichen aus dem Chinesischen, Hebräischen, Arabischen, Russischen... Keine Buchstabenreihe ergab irgendeinen Sinn, die einzelnen Buchstaben wurden nach rein ästhetischen Gesichtspunkten ausgesucht.
Doch die Fahne am Turm zu hissen, wurde nur für wenige Minuten sichtbare Wirklichkeit, dann mussten wir sie einholen, zu stark wurde die Segelwirkung. Das Hissen der Weltfahne blieb Utopie. In einem Zimmer des Schloßturms richtete ich eine Installation mit dem Titel "Requiem für eine Fahne" ein: Die Fahne hing von der Decke, eine Wand fast bedeckend, nur zu einem kleinen Teil abgerollt, die Seilkonstruktion lag in einer edlen Vitrine aus Panzergals wie eine kostbare Reliquie, dazu eine Beschreibung der Aktion.