WERTEladen
interaktive Installation, Gruppe ephemer
Ahlen, Münster, Hoyerswerda, 2000, 2004, 2005
wertvollwertloswertekrisewertschöpfungwertmarkewertstoffsammlungsachwertgegenwertselbstwert?
Dein WERT ist gefragt!
Was ist der WERTEladen?
Der WERTEladen verkauft keine Waren und macht trotzdem Gewinn.
Der WERTEladen stellt Werte in den Raum.
Der WERTEladen fragt: Was sind Werte überhaupt? Wer bestimmt, welche Werte gelten?
Der WERTEladen handelt mit Fragen, Ideen und Geschichten.
Der WERTEladen lebt durch und mit seinen Kund_innen.
Der WERTEladen ist, so lange er existiert, täglich geöffnet.
Kund_innen stellen dem WERTEladen Gegenstände aus ihrem Leben leihweise zur Verfügung, die sie mit einem persönlichen Wert verbinden, und schreiben dazu einen Kommentar. Mit ihren Gegenständen und Kommentaren weden die anfangs leeren Regale gefüllt. Neue Kund_innen können jederzeit betrachten, was andere Kund_innen hinterlassen haben und ihre Werte hinzufügen. Am Ende des Projekts holen die Kund_innen ihre persönlichen Gegenstände wieder ab.
Der WERTEladen in Ahlen (2000)
Das Bürgerzentrum Schuhfabrik organisierte im Winter 2000 in dem durch Arbeitslosigkeit geprägten ehemaligen Zechenstandort am Rand des Ruhrgebiets ein Projekt unter dem Titel „Krisis“, das sich mit der Zukunft von Arbeit beschäftigte. Der Verein für prozessorientierte Kunst ephemer, den ich mitgegründet hatte, entwickelte dafür die Idee des WERTEladens. Unser erster WERTEladen existierte vier Tage lang in einem leerstehenden Ladenlokal in der Fußgängerzone von Ahlen und war rund um die Uhr geöffnet. Wir stellten uns und den Ahlener BürgerInnen Fragen nach dem Wert von Arbeit und dem Wert von Freizeit und forderten sie auf, Gegenstände mitzubringen und auszustellen, die für „Arbeit“ oder/und für „Freizeit“ stehen und dazu Kommentare zu schreiben. Weitere Fragen waren: Was unterscheidet Arbeit von Freizeit, wo für den einen Arbeit, was für den anderen Freizeit ist? Zerstört der Begriff „Arbeit“ den menschlichen Wert? Warum definiert sich die Gesellschaft über „Arbeit“? Im Laden legten wir Texte von unterschiedlichsten Gruppen aus, die sich mit ähnlichen Fragen beschäftigen, darunter der Verein zur Förderung des Müßiggangs, die Glücklichen Arbeitslosen aus Berlin und die Veranstalter vom Internationalen Tag des Nichtstuns. Zusätzlich zeigten wir mehrere Performances und boten eine Mußestunde für Politiker an. Der Laden verwandelte sich je nach Publikum und Aktion in Café, Bühne, Ausstellungsraum, Meditationsraum etc.
Der WERTEladen in Münster (2004)
In Münster eröffneten wir mit dem zweiten WERTEladen einen neuen temporären Kunst- und Kommunikationsraum, das __labor. Veranstalter war die Linse, der Verein für kommunale Filmarbeit im Kino cinema, das __labor ist ein ehemaliges Ladenlokal und liegt direkt neben dem Kino. Diesmal fassten wir die Fragestellung allgemeiner. Zur Eröffnung zeigten wir eine Performance, die sich explizit mit dem Wertebegriff auseinandersetze. Innerhalb der zwei Projektwochen kamen 800 BesucherInnen, 100 Gegenstände mit Kommentaren wurden uns leihweise überlassen. Der Laden fand ein überwältigendes Echo im Viertel und in der Stadt. So besuchten uns viele "Dauerkunden", um über das Thema zu diskutieren, „wertvolle“ Geschichten aus dem eigenen Leben zu erzählen oder wieder und wieder alte und neue Kommentare zu den Objekten auf den Regalen zu lesen. Neue Ideen wurden ausgeheckt und Bekanntschaften gemacht, jeder sprach mit jedem – was für Münster ein ungewöhnliches Phänomen ist. „So einen Ort der Offenheit, ohne Konsum, das brauchen wir.“, war ein Kundenkommentar. Das Konzept wurde Thema einer Sonntagspredigt, der Pfarrer forderte die Gemeinde ausdrücklich zum Besuch auf, was am gleichen Tag für 30 neue Besucher sorgte.
Der WERTEladen in Hoyerswerda (2005)
2005 gab es im Rahmen der Aktion „KunstLandStrich“ einen WERTEladen in Hoyerswerda, der Partnerstadt von Ahlen. Für uns war es nach zwei westdeutschen Standpunkten interessant, wie die Diskussionen in Hoyerswerda ablaufen und ob sich unterschiedliche Wertvorstellungen in Ost und West anhand unseres Projekts feststellen ließen. Auch in Hoyerswerda fand der WERTEladen zahlreiche Kunden und wurde zu einem Kommunikationsort, an dem sofort über die "wirklich wichtigen Dinge des Leben" gesprochen wurde.