An Kinderhand durch Münster
Site-specific Audio-Art-Projekt mit einer integrativen Grundschulklasse
Münster 2006
Wie erleben Grundschulkinder den Stadtraum heute? Als Raum der Möglichkeiten oder als Gefahrenzone, als Hindernisparcours oder Konsumtempel? Welchen Bezug haben Kinder zur Geschichte ihrer Stadt, wie können sie eine ganz persönliche Beziehung auch zu historischen Orten aufbauen und sich damit die Stadt neu „aneignen“?
Das Projekt will Kinder dazu animieren, den öffentlichen Raum einer Stadt auch als „ihren“ Raum zu betrachten. Kinder werden zunehmend aus diesem Raum ausgegrenzt. Sie sollen sich in überwachten Innenräumen oder auf abgezäunten Spielplätzen aufhalten, zu ihrem Schutz und um den reibungslosen Ablauf von Verkehr und Konsum in der Erwachsenenwelt nicht zu stören. Doch sind die Orte der „Großen“ für Kinder oft viel anziehender als die von Erwachsenen für sie definierten Bereiche. Und nicht zuletzt haben Kinder ein Recht auf Präsenz im Stadtraum.
Das Projekt begann mit einem Entdeckungsgang durch Münsters Innenstadt. Dabei entschieden die Kinder sich für einen Ort ihrer Wahl, mit dem sie sich über mehrere Wochen lang intensiv beschäftigten, um schließlich einen Text dazu zu verfassen. Die Ergebnisse waren so unterschiedlich wie die Kinder, vom verdichteten Mehrzeiler bis zur zehnseitigen Science-Fiction-Story, von der nüchternen Dokumentation tatsächlicher Ereignisse bis zur freien Erfindung von Charakteren und Geschichten.
Die Geschichten wurden im Studio des Bürgerfunks von den Kindern eingesprochen. Ergebnis ist eine CD, die die Zuhörer_innen an Kinderhand durch Münster führt – und in eine Welt entführt, in der nicht nur Lebewesen, sondern auch Häuser und Straßenlaternen Seele und Sprache haben.
Münster aus Kindersicht – doch nicht nur für Kinder – erschließt neue Perspektiven auf die Stadt. Das entstandene Hörstück wurde in einer schulinternen Präsentation und in einer von einem Kinderteam moderierten Sendung im Bürgerfunk der Öffentlichkeit vorgestellt.