Blind Date
Projekt 744, Münster 1999
Bezalel-Academy, Jerusalem 1996
Was passiert, wenn sich Zuschauer_innen durch eine einfache, aber wirkungsvolle Versuchsanordnung in Akteur_innen verwandeln? Das war die Ausgangsfrage der Performance "Blind Date", die ich zum ersten Mal im Aufzug der Jerusalemer Bezalel-Akademie machte. Nicht zu reagieren war den Nutzer_innen des Aufzugs fast unmöglich. Und das Spannende und auch Bestürzende: Die Gruppe teilte sich in Engel und Teufel …
Jerusalem
Blind auf einem Stuhl im Aufzug sitzen. Auf und ab. Stimmen hören, sprechen mit jedem, der mich anspricht. Drei Küsse von unbekannt. Ein Schlag auf den Kopf. Ich frage, warum. Bekomme die Antwort, dass doch über mir ein Schild klebe, auf dem "Hit me!" stehe. Bitte den Schläger, das Schild wieder zu entfernen. Heißer Zimttee und eine Pita von einem, der sich mir Wochen später vorstellt. Auf und ab. Das Stockwerk am Geruch erkennen. Der Mut der Masse: "She is crazy!" Gelächter, dreiste Berührungen. Die Verlegenheit des Einzelnen: Nach schüchternem Pfeifen und Füßescharren sagt eine männliche Stimme leise: "You can take the scarf off now, we are alone."
Münster
Diesmal keine Berührungen, keine Annäherungen. Publikum, das den Raum betritt, spricht mich nicht an, hält Abstand. Überraschend und erlösend nach über zwei Stunden die Hand einer Freundin.