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ortsspezifische Performance
'BRISE°3 , Performance Art Festival, Flensburg 2015
Die Performance fand im Hans-Christiansen-Haus statt, einer ehemaligen Schule, heute Teil des Flensburger Museumsberges. Wir antworteten zum einen auf die schulische Vergangenheit des Gebäudes, zum anderen auf dessen aktuelle Akustik: Das Publikum erhielt zu Beginn weiße Din-A4-Blätter, die mit einem Auszug aus dem geradezu antipädagogischen Gedicht „Rechenstunde“ von Jacques Prévert bedruckt waren (s.u.) und dazu die Aufforderung, daraus Papierflieger zu falten. Daraufhin wanderten wir mit Aufnahmegeräten durch die Flure und das Treppenhaus und nahmen die Echos unserer eigenen Klick- und Schnalzlaute auf. Auf ein Signal hin warfen die Zuschauer_innen die Papierflieger von der obersten Etage hinunter ins Treppenhaus und betraten dann mit uns gemeinsam die Aula. Hier speisten wir die gerade aufgenommenen Sounds in einen Looper, ein Klangteppich bildete sich, zu dem wir stimmlich und instrumental improvisierten. Akustisch fand so eine ähnliche Rückverwandlung wie die im Gedicht beschriebene statt: Die Aula der ehemaligen Schule verwandelte sich scheinbar in einen Naturraum, eine Höhle voller fallender Wassertropfen und schwirrender Klänge.
Und die Fensterscheiben werden wieder Sand
die Tinte wird wieder Wasser
die Pulte werden wieder Bäume
die Kreide wird wieder Felsen
der Federhalter wird wieder Vogel.