Seit 2010 erforscht das Duo kolberg+stern Klangwelten und verbindet zeitgenössisiche Musik mit Lyrik und Performance-Elementen:
Invisible Dark Matter
Performance/Konzert/Live-Projektion, Premiere Black Box im cuba cultur, Münster 2015
Harte Grooves vor schwankenden Kreiseln, flimmernde Geräuschlandschaften, eine hypnotische Stimme zwischen Gespräch und Gesang: In intensiven musikalischen und visuellen ‚Übersetzungen‘ handverlesener zeitgenössischer nordamerikanischer Lyrik wird die unsichtbare schwarze Materie besungen, eines der wohl größten ungelösten physikalischen Rätsel. The ‚Invisible Dark Matter‘, so der Titel eines Gedichtes von Frederick Seidel, steht für die nicht sichtbaren Kräfte, die das Leben der Menschen lenken: Die Schwerkraft und die Liebe, die Sehnsucht und die (Un-)Endlichkeit. Frei nach Gedichten von Frederick Seidel, Alicia Ostriker, Carl Adamshick, Mary Oliver, Matthew Rohrer, E. E. Cummings und Wyn Cooper sowie mit Texten von kolberg+stern. Das Konzert wurde u.a. in der Galerie hase29 in Osnabrück gespielt.
Songs of Life and Death
Perfomance/Konzert/Live-Projektion, Premiere Theater im Pumpenhaus Münster 2012, letzte Aufführung 2023 Center for Literature, Havixbeck
Songs of Life and Death ist eine einstündige musikalische und visuelle Achterbahnfahrt durch das kurze und intensive Dasein der amerikanischen Dichterdiva Anne Sexton, eine packende Mischung aus Konzert, Lesung und Live-Projektion. Michael Kolberg (E-Gitarren) und Anna Stern (Lesung, Gesang, Live-Projektion) verwandeln einige ihrer besten Gedichte in berührende Songs. Gitarrengrooves wechseln mit schwebenden Klängen und geloopten Geräuschkaskaden, die Stimme spricht, singt, beschwört, kokettiert, erstirbt und ersteht wieder auf. Die beiden Performer agieren vor einem sich bewegenden Hintergrund und sind gleichzeitig Teil des Bildes: Ein Aquarium auf der Bühne wird gefüllt mit steigenden, schwebenden und sinkenden Objekten und Substanzen, die als Live-Projektion auf einer Leinwand erscheinen. Der Dimensionswechsel verleiht Objekten und Texten eine neue und verfremdende Bedeutungsebene. Die Performance wurde seit 2012 vielfach – mit und ohne Projektion – vor einem begeisterten Publikum zwischen 17 und 77 gezeigt, u.a. im Rahmen des Poetry Festivals Münster, im Theater im Pumpenhaus, Münster, Kunsthaus Essen, Haus Kannen, Ruller Haus Osnabrück, Center for Literature Burg Havixbeck.
Transfer#1
ortsspezifische Performance, Performance Art Festival BRISE°3, Flensburg 2015
Die Performance fand im Hans-Christiansen-Haus statt, einer ehemaligen Schule, heute Teil des Flensburger Museumsberges. Wir antworteten zum einen auf die schulische Vergangenheit des Gebäudes, zum anderen auf dessen aktuelle Akustik: Das Publikum erhielt zu Beginn weiße Din-A4-Blätter, die mit einem Auszug aus dem geradezu antipädagogischen Gedicht „Rechenstunde“ von Jacques Prévert bedruckt waren (Auszug s.u.) und dazu die Aufforderung, daraus Papierflieger zu falten. Daraufhin wanderten wir mit Aufnahmegeräten durch die Flure und das Treppenhaus und nahmen die Echos unserer eigenen Klick- und Schnalzlaute auf. Auf ein Signal hin warfen die Zuschauer*innen die Papierflieger von der obersten Etage hinunter ins Treppenhaus und betraten dann mit uns gemeinsam die Aula. Hier speisten wir die gerade aufgenommenen Sounds in einen Looper, ein Klangteppich bildete sich, zu dem wir stimmlich und instrumental improvisierten. Akustisch fand so eine ähnliche Rückverwandlung wie die im Gedicht beschriebene statt: Die Aula der ehemaligen Schule verwandelte sich scheinbar in einen Naturraum, eine Höhle voller fallender Wassertropfen und schwirrender Klänge.
Und die Fensterscheiben werden wieder Sand
die Tinte wird wieder Wasser
die Pulte werden wieder Bäume
die Kreide wird wieder Felsen
der Federhalter wird wieder Vogel.