Grenadine
audiovisuelle Installation
Ruller Haus e.V., Rulle/Osnabrück 2013
Die audiovisuelle Installation im Hauptraum des Ruller Hauses, einer ehemaligen Wallfahrtskapelle aus dem 14. Jahrhundert, zeigt einen Granatapfel, der auf hellem Untergrund zu schweben scheint. Bald ergreifen ihn zwei Hände, ertasten ihn und brechen ihn schließlich auf. Eine parallel hörbare Soundcollage erinnert an Wind und klirrendes Metall. Der Raumklang erzeugt die Atmosphäre eines verlassenen, aufgegebenen Ortes und schafft einen Kontrast zum visuellen Eindruck der Filmaufnahme sowie zum tatsächlichen physischen Ort der Projektion. Die visuellen Elemente, die rote Farbe des Granatapfels, seine glänzende Oberfläche und amorphe Form, die Hände, die ihn zerteilen, der Saft, der auf den Untergrund tropft, rufen für Ortskundige die aus dem 14. Jhdt. stammende Gründungslegende der Kapelle, das so genannte Ruller „Blutwunder“ in Erinnerung, ohne jedoch direkt darauf zu verweisen. Bild und Klang überlagern sich und schaffen Deutungsebenen, die in der Schwebe gehalten werden.
Hintergrund:
Die Installation entwickelte ich im Rahmen meines Seminars zu Site-specific Performance Art, das ich im Wintersemester 12/13 an der Universität Osnabrück unterrichtete. Ausgangs- und Bezugspunkt aller am Ende des Seminars in einer gemeinsamen Präsentation gezeigten Arbeiten war das Ruller Haus, das wir zu Beginn des Seminars besuchten. Das kleine Kultur- und Begegnungszentrum im ländlichen Osnabrücker Stadtteil Rulle wurde über die Jahrhunderte hinweg als Wallfahrtskapelle, Schulstube, Försterei und Wohnhaus genutzt und verkörpert eine komplexe, von Brüchen und Gegensätzen geprägte lokale Geschichte, in der sich gesamtgesellschaftliche politische und religiöse Entwicklungen und Umwälzungen der letzten 700 Jahre spiegeln. Ziel des Seminars war es, sich mit dieser lokalen Geschichte auseinander zu setzen und für einen selbst gewählten Ort innerhalb des Hauses oder auf dem umgebenden Gelände eine Performance zu entwickeln. Zur Präsentation ist ein Katalog unter dem Titel „Performin’ the House“ erschienen.
siehe auch Kunstvermittlung | Erwachsene:
Räume in Bewegung
Performin‘ the House