Solvetur ambulando
ortsspezifische Installation
'UniKunstTage', Telgte 1999
Die UniKunstTage 1999 standen unter dem Motto „Gehen als Erinnerung“ und beschäftigten sich mit dem Phänomen der Pilgerreisen. Solvetur ambulando bedeutet „es wird im Gehen gelöst“: 19 Schilder säumten an 19 Laternenpfählen angebracht für zwei Monate die „Konsummeile“ des kleinen Wallfahrts-Ortes Telgte im Münsterland. Aus alten Fürbittenbüchern der Kapelle wurden Bitten und Wünsche an die berühmte Schwarze Madonna der Wallfahrts-Kapelle abgeschrieben, anonymisiert, hochkopiert und in unterschiedlichen pseudo-individuellen Handschriften in schwarz auf weiße Schilder aufgebracht. Diese Wünsche sind Spiegel sehr kontroverser Auffassungen von Religiosität und der ‚Funktion’ des Transzendenten im eigenen Leben. Beim Abwandern und Lesen entstand ein Mosaik aus selbstbezüglichen, fürsorglichen, banalen, existenziellen und materiellen Wünschen. Viele wirkten wie Hilferufe, die sich eigentlich an Freunde, Nachbarn, die Mitmenschen hätten richten sollen, und so erschien es legitim, diese Wünsche aus dem sakralen Raum wieder in die Welt zu bringen.
Schilderaufschriften – Auswahl:
Liebe Mutter Maria, laß’ meine Mutter die Scheckkarte wiederfinden!
Liebe Mutter Gottes, hilf’ mir von der Droge loszukommen!
Dass meine Eltern wieder miteinander reden!
Liebe Mutter Gottes, ich bitte um ein erfolgreiches Geschäftsjahr für meine Firma.
Schenk’ mir viel Geld. Laß mich gut abnehmen. Keinen Streit.
Bitte nimm’ mir meine Schmerzen.
Ich bete um gute Noten.